Bestatterin – Death Doula – Bildungsgestalterin -
Friedensforscherin
Mein Weg
Als ein guter Freund von mir 2016 unerwartet gestorben ist, stand ich mit Mitte 20 vor den großen Fragen: Was bedeutet der Tod? Gibt es etwas, das den Tod überdauert? Was ist der Sinn meines Lebens?
Ich hatte kein festes religiöses oder spirituelles Gerüst, in welches ich diesen Tod integrieren konnte und das mich in meiner unbändigen Trauer getröstet hätte.
Auch wenn ich schon als Kind gerne auf Friedhöfen spaziert bin, war der Tod meines Freundes der Schlüsselmoment in meiner Auseinandersetzung mit den Themen Trauer, Tod und Sterben. Ich habe kurze Zeit später meine Masterarbeit in Peace Studies angefangen. In diesem Rahmen habe ich erforscht, welche Bedeutung Mythen im Umgang mit dem Tod haben. Besonders war ich an weiblichen Figuren aus dem deutschsprachigen Raum als Gegenbild zum Sensenmann interessiert, denn dieser konnte mir keinen Trost spenden. Interessierte können hier einen Blick in meine Masterarbeit „Reise zur goldenen Königin“ werfen.
Parallel zum Schreiben habe ich eine Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospizbegleiterin in Innsbruck begonnen, denn ich habe mir praktische Erfahrungen und eine Gemeinschaft an Gleichgesinnten gewünscht.
Ein Artikel über eine alternative Bestatterin hat mich neugierig auf diesen Beruf gemacht. Ich dachte, hm, das verbindet irgendwie viel von dem was mir Spaß macht oder von dem ich glaube, dass es mir liegt. Nach Praktika bei memento Bestattungen und Thanatos Bestattung habe ich bei Thanatos Bestattung als Bestattungsassistenz angefangen. Seit 2020 habe ich von Julian Heigel und Sarah Benz das Bestatten gelernt.
Bei der Begleitung von Bestattungen ist es mir wichtig, den Zugehörigen möglichst viel Freiraum zu schaffen und zum Gestalten zu ermutigen. Dabei liegt der Fokus auch immer auf der Wahrung der Wünsche der verstorbenen Person.
Ich habe eine Ausbildung in Trauerbegleitung „Medicine of grieving“ bei Circle Wise gemacht. Hier hat mich besonders der Schwerpunkt auf Ritualgestaltung und Trauern in Gemeinschaft (u.a. auch an einem Trauerfeuer) interessiert. Zudem habe ich das „End of life training“ als Death Doula (Sterbegefährtin) bei Going with Grace absolviert. Mich hat dabei der diskriminierungssensible und lebensbejahende Ansatz von Alua Arthur inspiriert.
Die Suche nach spirituellen Antworten auf das Mysterium des Lebens begleitet mich stetig. Ich fühle mich keiner bestimmten religiösen Praxis verbunden, erfahre mich jedoch als spirituellen Menschen. Spiritualität bedeutet für mich Verbindung mit dem Nichtsichtbaren, dem großen Ganzen.
Zudem bin ich schon seit Jahren in der Bildungsarbeit tätig. Ich habe als Bildungsreferentin bei einem Träger für Freiwilligendienste gearbeitet und war bis Ende 2023 beii einem Schulverband als Gemeinschaftsgestalterin angestellt. Ich arbeite in der freien Bildungsarbeit, mit einem Fokus auf Einführungen in diskriminierungssensible Pädagogik und zu LGBTIQA+-Themen.
In der Wandelzeiten Werkstatt verbinde ich meine Leidenschaft für Bildungsarbeit mit den Themen Sterben, Tod und Trauer. Mein Anliegen ist es, vermeintlich schwere oder herausfordernde Themen auf eine zugängliche, herzliche und manchmal lustige Art zu vermitteln. Dabei möchte ich Räume schaffe, in welche der Tod für eine Weile in die Mitte eingeladen wird. Mir ist es wichtig meine Perspektiven und Ansätze immer wieder machtkritisch zu hinterfragen. Als queerer Mensch ist es mir ein besonderes Anliegen Menschen aus der queeren Community zu begleiten.
Ich liebe es im Wasser und am Meer zu sein. Meine Anker sind meine Liebsten und meine Katze. Ich finde Ruhe in guten Romanen, bei Spaziergängen und Energie beim Tanzen. Kleine Kraftmomente kann ich im Genuss von Katjes, Eiscreme und Chips, sowie beim Betrachten von Blumen finden.
Mein Formaler Lernweg
Ausbildung und Arbeitserfahrung
ARBEITSERFAHRUNG
seit 01.2024
Selbstständig mit Begleitung in Wandelzeiten
hauptberuflich selbstständig als Bestatterin, Death Doula, Trauerbegleiterin und in der Bildungsarbeit
09.2020 – aktuell
Bestatterin und Bestattungsassistenz
Thanatos Bestattung in Berlin
06.2021 – 12.2023
Gemeinschaftsgestalterin
Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen Berlin – Brandenburg e.V.
06.2019 – 05.2021
Bildungsreferentin
ICJA – Freiwilligenaustausch weltweit e.V.
STUDIUM
04.2016 – 11. 2018
M.A. in Peace, Security, Development and International Conflict Transformation
Universität Innsbruck, Österreich
09-2011 – 12. 2015
B.A. in Internationales Politikmanagement
Fachhochschule Bremen, Deutschland
01.2013 – 06.2013
Auslandssemester mit Erasmus
Linnaeus University Växjö, Schweden
10.2010 – 09.2011
B.A. in Sozialwissenschaften
Humboldt Universität zu Berlin, Deutschland
WEITERBILDUNG
01.2022 – 05.2022
Ausbildung zur Death Doula
bei Alua Arthur mit Going with Grace
04.2020 – aktuell
Ausbildung zur Trauerbegleiterin
Circle Wise – Institut für Verbindungskultur e.V.
04.2018 – 12.2018
Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospiz- und Sterbebegleiterin
Tiroler Hospizgemeinschaft
02.2012 – 03.2012
Weiterbildung in Mediation und Systemischem Coaching
radius – Institut für Kommunikation und Konfliktmanagement
Meine Gedanken
Tod, Trauer und Übergänge
Der Tod ist für mich das große Mysterium. Dadurch, dass er das Leben begrenzt, macht er es so kostbar. Weil das Leben endlich ist, bekommt es Bedeutung. Gleichzeitig bleibt die Wesenheit des Todes für mich verborgen. Ich glaube, dass ich erst wissen werde was der Tod ist, wenn ich sterbe. Manchmal braucht es Mut angesichts dieses großen Mysteriums zu leben, zu lieben und mich der Welt zu stellen. Und ich glaube, dass ein Anfreunden mit dem Tod, dabei helfen kann.
Trauern ist für mich eine Fähigkeit welche wir Menschen haben, um mit Verlusten, Abschieden und leidvollen Erfahrungen umzugehen. Trauerprozesse können sich manchmal anfühlen wie eine Initiation. Damit meine ich, dass man sich durch die Trauer verändert. Trauern kann auch ein Schwellengang sein, ein Wandeln am Abgrund. Es gibt kein Zurück, kein wie davor und Trauer lässt man auch nicht hinter sich. Vielmehr gibt es ein Leben mit der Trauer und ein Integrieren des Verlusts. Ein wichtiger Aspekt von Trauerarbeit ist für mich, verschiedene Ausdrucksformen für Trauer zu finden.
Viele Verlusterfahrungen, genauso wie Begegnungen mit dem Tod, können die große Sinnfrage stellen: Warum bin ich hier auf der Welt? Wie möchte ich Leben? Was zählt für mich am Ende?
Ich glaube nicht, dass ich auf diese Fragen jemals fertige Antworten haben werde. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass mir Trauern und meine Auseinandersetzung mit dem Tod dabei helfen können, den Antworten nachzuspüren und mit den Fragen zu leben. Für mich sind diese Fragen der Nordstern in meiner Haltung zum Leben.
Neben Trauerprozessen gibt es für mich noch andere Ereignisse oder Phasen im Leben, die Wandelzeiten sein können. So kann zum Beispiel auch ein Coming-Out oder Transitioning eine Wandelzeit sein – kein einmaliges Event, sondern ein Transformationsprozess. Ein sich Finden in der sexuelle n Orientierung oder der Genderidentität. Andere Wandelzeiten können Übergänge von Lebensabschnitten sein oder das bewusste Bekräftigen einer Beziehung oder die Verabschiedung von ihr. Auch bei diesen Wandelzeiten können Rituale und die Begleitung durch eine Gemeinschaft heilsam und stärkend sein.